Sieben göttliche Sünden |
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Das Buch „Sieben göttliche Irrtümer“ erschien erstmals im Jahre 2000 beim Warschauer Verlag Do. Format 14 x 21 cm, 106 000 Zeichen, 22 s-w Abb., extra dafür angefertigt und sehr treffend. Ladenpreis in Polen: 5 Euro. In Dialogform handelt der in Polen sehr bekannte Psychotherapeut Wojtek Eichelberger mit einer Kollegin die sieben Hauptsünden ab, wobei er Sünde mit folgenden Worten definiert: „Sünde ist Verrat an sich selbst, falsches Denken und Handeln, das darauf beruht, dass wir die Illusionen, die unsere Gedanken schufen, als Wirklichkeit betrachten.“ Konkret sind das Hochmut, Habgier, Unkeuschheit, Neid und Eifersucht, Völlerei, Zorn und Faulheit. Jeder Sünde ist ein einzelnes Kapitel gewidmet. Das Wichtigste daraus: Hochmut: Ein Grundfehler ist, sich mit anderen zu vergleichen und etwas Besonderes sein zu wollen. Dazu gehört auch, sich für besonders arm(selig) zu halten. Hochmut zeigt sich im Patriarchat und in unserem Umgang mit Kindern. Krankheit und Tod können uns vom Hochmut heilen. Wichtig ist die Einsicht, dass man nicht alles kontrollieren kann. Habgier: Hier geht es nicht nur um Kaufrausch und Fernweh, sondern auch die Sucht, immer neue Leute kennen lernen und etwas erleben zu wollen. Wir geraten in einen Wettlauf mit anderen Habsüchtigen. Wir müssen lernen, auf Dinge zu verzichten, die wir uns leisten können. Solange wir mit unserem Sein nicht zufrieden sind, wollen wir Haben. Erst wenn wir unser wahres Ich erkannt haben, wird uns die Habgier verlassen. Unkeuschheit: Unsere Körper sind rein und unschuldig. Unkeusch bedeutet, seinen Körper oder den eines anderen Menschen wie einen Gegenstand zu behandeln. Die Verfehlung liegt im Denken. Das von Habgier gekennzeichnete Verlangen gilt es durch Entzücken zu ersetzen. Bei der Bewertung des Sexes sollte man nicht so auf die äußere Form schauen, sondern auf das was sich in den Liebenden abspielt. Man soll seine Gedanken annehmen und weder beurteilen noch verurteilen. Sexualität soll nicht unterdrückt werden. Hier taucht das Bild von Reiter (Bewusstsein) und Pferd (Unterbewusstsein, Trieb) auf, die sich arrangieren sollten. Tantra ermöglicht Sex ohne Besitzanspruch und Eifersucht. Neid und Eifersucht: Eifersucht ist eine versteckte Unsicherheit und Angst, ausgelöst durch die Illusion, man könnte wie ein Kind von einem einzigen Menschen bedingungslose Liebe und das absolute Glück bekommen. Neid entsteht in uns, weil wir das Karma als das Gesetz von Ursache und Wirkung nicht verstehen. Wir haben uns angewöhnt, ein leichtes Los ein gutes zu nennen. Doch wenn wir uns nicht anstrengen, werden wir auch nichts erreichen. Von Eifersucht heilt die Erkenntnis, dass wahre Liebe weder etwas fordert noch etwas braucht. Völlerei: Im Schnitt reicht ein Drittel unseres täglichen Speiseplans für ein gesundes Leben aus. Anorexie und Fresssucht haben dieselben Ursachen. Mütter bzw. Eltern dürfen füttern nicht mit Liebe gleichsetzen. Völlerei dient der Verdrängung. Das Essen schließt unseren Kreislauf mit der Natur. Wir sind nichts Besseres als die Wesen, die wir verschlingen. Uns unterscheidet nur unser Bewusstsein von ihnen. Gesunde Ernährung bzw. weniger essen gibt uns viel mehr Lebenskraft. Übrigens sollten wir die Erde nicht als unseren Kühlschrank betrachten, den wir ungehindert plündern dürfen. Zorn: Er ist lebensnotwendig und dient unserem Selbstschutz gegen Gewalt, Missbrauch und Enttäuschungen. Man sollte ihn steuern und unterbrechen lernen. Unberechtigter Zorn führt z. B. zu Fremdenhass. Zorn entsteht in unserem Kopf, also müssen wir uns um uns kümmern, vernünftig leben und uns Erholung gönnen, damit wir keine Kettenreaktion negativer Energieausbrüche zünden, sondern bewusst mit unserem Zorn umgehen und ihn Gewinn bringend auszudrücken lernen. Faulheit: Nichtstun ist nicht schlimm, solange man seine seelischen Hausaufgaben erledigt hat. Wer in Arbeitssucht verfällt, weil er sich nicht mit seinen Defiziten befassen will, der sündigt mit Faulheit. Tun wir also eine Arbeit, die uns erfüllt, selbst, wenn viele das Gegenteil leben. Das Buch schließt mit dem Beispiel eines Fischs, der zum Laichen viele Stromstellen flussaufwärts springt. Unser Leben muss nicht leicht sein, aber es sollte einen Sinn haben. Erst dann spendet es Hoffnung, Befriedigung und Freude. Eichelbergers Sichtweise ist weltlich, liberal, fortschrittlich und christlich bis buddhistisch geprägt. Dadurch bekommen seine Aussagen universellen Charakter und sprechen meiner Meinung nach alle an, die in einer Wohnstandsgesellschaft leben. Ich war von der Art, wie Eichelberger seine Botschaften verbreitet, begeistert und habe Verlagsleiter Marek Ryćko und seiner Assistentin Marta Gajewska im Dezember 2002 die Übersetzung ins Deutsche vorgeschlagen. Sie begrüßten das sehr. |